Nach der Operation auf der Intensivstation

Was ich über die Zeit auf der Intensivstation weiß, ist, dass ich sehr viel schlief. Zwar nicht lange an einem Stück, da ich von den Geräuschen der Geräte an mir wach wurde oder weil eine Pflegerin nach mir schaute, aber dafür schlief ich dazwischen wieder ein.

Die erste Nacht nach der Operation

Das Licht war ausgeschaltet, nur die Monitore und die kleinen Lampen der Medizingeräte erhellten den Raum. Die Pfleger gingen mit Taschenlampen von Bett zu Bett. Die Nacht kam mir extrem lang vor. Die komplette Zeit auf der Intensivstation kam mir sehr lang vor, obwohl es ,,nur‘‘ ein halber Tag war. Doch dieser kurze Zeitraum war eine Qual für mich.

Ich hatte keine Schmerzen, denn dagegen bekam ich regelmäßig ein starkes Schmerzmittel verabreicht, welches unter anderem meine Übelkeit auslöste. Die Übelkeit ist das Schlimmste, woran ich mich erinnern kann. Dazu kam der Schwindel sobald ich meine Augen öffnete. Ich war erschöpft, müde, mir war heiß und ich fühlte mich gar nicht gut. Es war schrecklich!

Im Laufe der Nacht begann ich mich zu übergeben, trotz Magensonde. Es waren einige Male. Durch die Darmperforation und die Operation am Darm erbrach ich meinen Darminhalt. Ich erbrach meinen eigenen Stuhl. Ich spürte, wie die Magensonde bei jedem Erbrechen meine Speiseröhre hochrutschte. Deshalb flehte ich die Pflegerin an, sie zu entfernen. Ich vermutete, dass diese der Grund für meinen Brechreiz war. Zum Glück tat die Pflegerin es. Die Übelkeit war noch da aber der andauernde Brechreiz war verschwunden.

Den Rest der Nach passierte nicht viel. Ich wartete darauf, dass die Zeit verging.

Der Morgen auf der Intensivstation

Sehr früh am Morgen streckte mir die Frühschicht ein Telefon entgegen. An der anderen Leitung war meine Mutter. Sie weinte vor Freude, weil ich mit ihr reden konnte und weil es mir dementsprechend gut ging. Ich freute mich ebenfalls ihre Stimme zu hören. Für mich ist es eine positive Erinnerung, die ich wahrscheinlich nicht vergessen werde.

Durch den Eingriff an meinem Darm durfte ich nicht trinken und nicht essen, deshalb bekam ich Flüssigkeit über meinen ZVK verabreicht. Gleichzeitig liefen verschiedene Antibiotika, Schmerzmittel und Glukose durch meine Venen. An meinen Unterarmen hatte ich rechts und links Zugänge in meinen Arterien liegen, was ich bis zu dem Zeitpunkt noch nie gesehen hatte. Mir wurde regelmäßig Blut durch den Zugang am Hals abgenommen. Diesen spürte ich aber nicht.  

Am späten Morgen machten die Pfleger ihre Runde, um uns zu waschen. Sie kontrollierten, wie viel Urin wir ausgeschieden hatten und wie viel Flüssigkeit ich durch die Drainage verloren hatte. Die Pflegerin wusch mich mit einem Lappen im Gesicht und am ganzen Körper. Normalerweise wäre ich niemals damit einverstanden gewesen, aber in meiner Situation blieb mir nichts anderes übrig. Mein Körper war immer noch verkabelt und durch die vielen Zugänge in meinem Körper traute ich mich nicht, mich zu bewegen. Sie putzte mir sogar die Zähne und gab mir eine Salbe gegen trockene Lippen. Tatsächlich fühlte ich mich in dem Moment sehr aufgehoben. Ich vertraute der Pflegerin bei dem was sie tat.

"Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ich von meinem Stoma erfuhr."

Ob es mir im Laufe der Nacht mitgeteilt wurde, oder ob ich den künstlichen Darmausgang selber sah. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich es bereits.

Beim Waschen wurde meine Decke angehoben und ich erblickte kurz meinen Bauch. Viel konnte ich nicht erkennen, da ich wegen des Schwindels schnell meine Augen schloss und nicht wieder öffnete. Natürlich sah ich die Schläuche, die Narbe und den Stomabeutel aber ich hatte keinerlei Gedanken oder Gefühle dazu. Ich nahm es so hin und dachte nicht darüber nach. Es war für mich kein Problem, erst später begann ich das Geschehene zu verarbeiten…

Auf der Überwachungsstation

Es stand relativ schnell fest, dass ich bereit für die nächste Station war: Die Überwachungsstation. Die Arterienzugänge wurden entfernt, was mich freute, da ich zwei Schläuche weniger an meinem Körper hatte. Kurz danach kam ein Mitarbeiter, der meine Wertsachen und Kleidung auf mein Bett packte und mich auf die andere Station transportierte. Die Pfleger verabschiedeten sich von mir und wünschten mir viel Glück.
Auf der Überwachungsstation angekommen, wurde ich in ein Dreibett-Zimmer geschoben. Ich wurde erneut verkabelt. EKG, Blutdruckmanschette, Puls- und Sauerstoffmesser. Das Bett befand sich direkt an der Tür zum Flur. Links neben mir und gegenüber von mir lagen zwei ältere Herren. Der Raum hatte auf der linken Seite Fenster und eine Tür, die auf einen Balkon führte. Ich war anfangs sehr verunsichert, weil zwei Männer mit mir auf einem Zimmer lagen. Davon war ich nicht begeistert aber ich musste mich damit abfinden.

Diese Erkenntnisse solltest Du für Dich mitnehmen:

Alles hat seine Zeit.
Nach einer Operation darf es Dir schlecht gehen.