100 Millionen eingelöste E-Rezepte - trotzdem weiterhin Probleme

Kürzlich feierte die für die Digitalisierung im Gesundheitswesen zuständige Gematik den Meilenstein von 100 Millionen eingelösten E-Rezepten - 80 Millionen davon allein in diesem Kalenderjahr.

Also ist das Thema E-Rezept doch eigentlich durch, oder? 

Leider weit gefehlt, denn fast täglich treten Störungen auf, die das reibungslose Rezeptmanagement ins Stocken bringen. Laut heise.de treten diese Störungen vor allem morgens, zwischen 8 und 12 Uhr auf. Also genau dann, wenn die Arztpraxen voll sind und die Zeit für alle Beteiligten knapp ist. Das ist nicht nur ärgerlich für die ausstellenden Gesundheitsanbieter, sondern vor allem für die Patient:innen, die im Zweifelsfall von der Apotheke zurück in die Arztpraxis laufen müssen, um nachträglich doch einen Papierausdruck abzuholen, um an ihre Medikamente zu kommen.

Doch woran liegt es eigentlich, dass trotz sorgfältiger Planung und systematischem Rollout immer noch Probleme auftauchen? 

Probleme beim E-Rezept für Arzneimittel

  1. Technische Infrastruktur: Ein großes Problem ist die uneinheitliche technische Infrastruktur, sowohl auf Seiten der Apotheken als auch der Arztpraxen. Nicht alle Apotheken sind bereits für die digitale Verarbeitung von E-Rezepten gerüstet. Ähnlich fehlt es in vielen Arztpraxen an den notwendigen IT-Systemen.
  2. Datenschutz und Sicherheit: Das E-Rezept erfordert eine hochsichere digitale Infrastruktur, um den Schutz sensibler Patientendaten zu gewährleisten. Die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen und die Vermeidung von Missbrauch sind wichtige Aspekte, die fortlaufend verbessert werden müssen.
  3. Interoperabilität: Ein weiteres Problem ist die Interoperabilität der verschiedenen Systeme. Das E-Rezept soll überall in Deutschland und idealerweise auch in anderen EU-Ländern einsetzbar sein. Dafür müssen die Systeme der Apotheken, Arztpraxen und Krankenkassen miteinander kommunizieren können und "dieselbe Sprache sprechen".
  4. Patientenakzeptanz und Schulung: Nicht alle Patient:innen sind mit der digitalen Technologie vertraut oder fühlen sich sicher im Umgang mit E-Rezepten. Schulungs- und Informationsangebote sind wichtig, um die Akzeptanz zu erhöhen und die reibungslose Nutzung sicherzustellen.

Das E-Rezept für Hilfsmittel

Das E-Rezept für Hilfsmittel ist als Erweiterung des bestehenden E-Rezepts für Arzneimittel geplant. Es soll die Versorgung mit benötigten Hilfsmitteln einfacher und effizienter gestalten. Ab dem 1. Juli 2026 soll es nach § 360 Sozialgesetzbuch (SGB V) verpflichtend werden.

Folgende Vorteile sollen durch die Einführung des E-Rezepts für Hilfsmittel realisiert werden:

  1. Effiziente Versorgung: Durch das E-Rezept können Patient:innen schnell und unkompliziert Hilfsmittel wie Mobilitätshilfen, Stoma- und Inkontinenzartikel oder Hörgeräte erhalten. Dies beschleunigt den Prozess von der Verordnung bis zur Bereitstellung der Hilfsmittel.
  2. Digitale Abwicklung: Analog zum E-Rezept für Arzneimittel wird die gesamte Abwicklung digital erfolgen. Die Patient:innen erhalten die Verordnung direkt elektronisch und können sie bei einem Hilfsmittelanbieter ihrer Wahl einlösen.
  3. Erleichterung für Patient:innen: Patient:innen müssen keine Papierrezepte mehr vorlegen, was besonders bei mobilitätseingeschränkten Personen oder Menschen mit chronischen Erkrankungen eine Erleichterung ist.
  4. Verbesserte Kontrolle und Nachverfolgung: Sowohl für Patient:innen als auch für Ärzt:innen und Krankenkassen bietet das E-Rezept eine bessere, transparente Möglichkeit, den Status der Verschreibung und die Abwicklung des Hilfsmittels im Blick zu behalten.

Von der Einführung des E-Rezepts für Hilfsmittel wird erwartet, dass sie die Versorgung für Patient:innen optimiert, den Prozess für alle Beteiligten vereinfacht und die Verwaltungskosten insgesamt senkt. Um die erfolgreiche Umsetzung sicherzustellen, müssen jedoch ähnliche Herausforderungen wie beim E-Rezept für Arzneimittel angegangen werden, darunter die Sicherheit der Daten, Interoperabilität der Systeme und Schulungsmaßnahmen für Patient:innen und Fachkräfte.

Erste Projekte, die schon jetzt mit dem E-Rezept für Hilfsmittel starten, setzen sich zum Ziel, die Probleme noch vor der verpflichtenden Einführung sichtbar zu machen und zu lösen. Zu den aktuellen Entwicklungen halten wir Euch selbstverständlich hier auf dem Laufenden.