Fertigprodukte und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Eine internationale Beobachtungsstudie hat ergeben, dass das vermehrte Auftreten von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) mit einer Zunahme des Verzehrs von Fertigprodukten in westlichen Industrieländern und mittlerweile auch in ostasiatischen Staaten in enger Verbindung steht.

Wie konnten Wissenschaftler diesen Zusammenhang ermitteln?

116.087 Proband:innen aus 21 Ländern, die bei Untersuchungsbeginn zwischen 35 und 70 Jahren alt waren, wurden vom Jahr 2002 bis 2016 beobachtet und mussten in Fragebögen Auskunft über ihre Ernährungsgewohnheiten geben. Die PURE-Studienergebnisse lieferten anschließend Beweise für das gehäufte Auftreten von Morbus Crohn- und Colitis Ulcerosa-Erkrankungen, wobei die Erkrankungsrate nach einer Nachbeobachtungsphase von fast zehn Jahren bei 0,4Prozent lag. Von 467 erkrankten Teilnehmer:innen, also 0,4 Prozent aller Teilnehmenden, erkrankten 90 an Morbus Crohn und 377 an Colitis Ulcerosa.

 

Die internationale Studie mit Kohorten aus Teilnehmer:innen verschiedener Länder eignete sich deshalb so gut für eine Analyse, weil diese Erkrankung des Darms früher selten war. Der westlich geprägte Lebensstil, auch der der Ostasiaten, hat aber wohl Einfluss auf die Zunahme von CED, erläutern die Wissenschaftler:innen, die vor allem Ernährungsgewohnheiten mit einem hohen Verzehr von Fertigprodukten dafür verantwortlich machen.

 

Erklärungsversuche für den nicht kausalen Zusammenhang

Da alle Nahrungsmittel den Darm passieren müssen, lag der Verdacht nahe, dass bestimmte in der Nahrung enthaltene Stoffe für die Ausbreitung der chronischen Erkrankung, die sich meist in jungen Jahren manifestiert, verantwortlich sind. Anhand der Aufzeichnungen der Probanden, die Fertigprodukte landestypisch mehr oder weniger häufig verzehren, gelang die Interpretation der Studienergebnisse: Demnach könnte die Schleimhaut des Darms (intestinale Mukosa) durch Zusatzstoffe wie Carboxymethylcellulose oder Polysorbat 80 in den Fertigprodukten („Ultra-processed foods“) geschädigt werden. Die Mukosa-Barriere wird durch bestimmte Bestandteile dieser Produkte verändert, sodass Darmbakterien eindringen können. Beim Versuch des Immunsystems, die Eindringlinge abzuwehren, entstehen dann chronische Entzündungen der Darmschleimhaut.

Das Risiko, an Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa zu erkranken, ist nach den Erkenntnissen der Studie doppelt so groß, wenn sogenannte „Ultra-processed foods“ verzehrt werden. Nahmen Studienteilnehmer pro Tag mehr als eine bis zu vier Portionen Fertigprodukte zu sich, erhöhte sich das Risiko auf 67 Prozent, im Vergleich zu Menschen, die täglich nur eine Portion Fertigprodukte verzehrten. Fünf Portionen „Ultra-processed foods“ pro Tag erhöhten das Risiko nochmals um 15, also auf 82 Prozent.

Solltest Du zu den Menschen gehören, die an chronisch entzündlichen Schüben leiden, dann versuche nach Möglichkeit, Deine Ernährungsgewohnheiten und Deinen Lebensstil umzustellen, um eine massive Beeinträchtigung Deiner Lebensqualität durch die Erkrankung zu vermeiden.  

 

Ernährungs-Tipps für Deinen Alltag:

-        Vermeide möglichst Fertigprodukte, die künstliche Aromen, Stabilisatoren, Emulgatoren und Konservierungsstoffe enthalten, auch wenn es schnell gehen muss.

-        Vermeide süße Erfrischungsgetränke und mit Zucker gesüßte Lebensmittel, sowie salzige Snacks und verarbeitete Fleischprodukte.

-        Koche möglichst mit frischen Lebensmitteln und unverarbeiteten Produkten in Form von ballaststoffhaltigen Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten. Erbsen, Bohnen und Linsen sind gut für Dich und Deinen Darm.

-        „Die Dosis macht das Gift“ - Kleine Mengen verarbeiteter Lebensmittel werden auch Dir nicht schaden, denn das Ausmaß der Erkrankung scheint dosisabhängig zu sein.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine ausgewogene Ernährung auf pflanzlicher Basis mit möglichst frischen und natürlich Zutaten für Deine Darmgesundheit am besten ist. Ballaststoffe sollten ausreichend auf dem Speiseplan stehen. Hierbei ist zu beachten, dass bei einer höherer Ballaststoff-Zufuhr auch die Flüssigkeitszufuhr erhöht werden sollte, um der Verdauung auf die Sprünge zu helfen.