POLYNEUROPATHIE UND KREBS

Neben Haarausfall, Erbrechen und Fatigue zählen Polyneuropathien zu den häufigsten Nebenwirkungen von Krebstherapien. Bestimmte Medikamente, die bei einer Chemotherapie zum Einsatz kommen, begünstigen die Entwicklung einer Polyneuropathie, aber auch Antikörperkonjugate bzw. Immunmodulatoren können sich negativ auf die Nervengesundheit auswirken. Nicht selten werden Nerven zudem durch Bestrahlung oder chirurgische Eingriffe verletzt, ebenso wie durch den Druck, der von Tumorgewebe auf gesunde Nerven ausgeht. Bei einer Krebserkrankung können Nerven also auf verschiedene Art und Weise Schaden nehmen. Am häufigsten tritt jedoch die CIPN, die Chemotherapie induzierte Polyneuropathie auf.
WAS IST EINE CHEMOTHERAPIE INDUZIERTE POLYNEUROPATHIE (CIPN)?
Kribbeln, Taubheit, Schmerzen und Missempfindungen in Händen und Füßen sind keine Seltenheit, wenn Krebserkrankungen mit Chemotherapeutika behandelt werden. Mehr zu den Symptomen einer Polyneuropathie erfahren Sie hier. Insbesondere Zytostatika wie Taxane und Platinderivate führen häufig zu den bekannten neurologischen Beschwerden.
Chemotherapeutika sorgen dafür, dass die Nervenzellen dem sog. oxidativen Stress unterliegen, sich mehr freie Radikale als ihre gesunden Gegenspieler darin befinden. Dies hat schädigende Auswirkungen auf den Zellstoffwechsel, der im schlimmsten Fall komplett zum Erliegen kommt. Gleichzeitig werden durch die Zytostatika Entzündungen im Nervensystem hervorgerufen, die das Immunsystem dauerhaft überfordern.
Die Intensität der Symptome und die Dauer der Beschwerden unterscheiden sich dabei stark von Patient*in zu Patient*in und sind von vielerlei Faktoren abhängig:
- Therapiedauer und Medikamentendosis
- Risikofaktoren (z.B. zusätzlich Diabetes, Übergewicht, Alkoholismus u.a.)
- Vorerkrankungen
- Umfang der Präventionsmaßnahmen (siehe unten)
Die Wahrscheinlichkeit an einer CIPN zu erkranken liegt entsprechend zwischen 10-90%. Die Beschwerden treten meist innerhalb der ersten 2 Monate nach Therapiebeginn auf und können sich unter Umständen noch Jahre danach bemerkbar machen.
IST DIE POLYNEUROPATHIE NACH EINER CHEMOTHERAPIE HEILBAR?
Die Besserung der Symptome kann therapeutisch herbeigeführt werden, wobei die Behandlung meist aus mehreren Säulen besteht:
- Medikamentöse Therapie
- Physikalische Therapie (z.B. Stromanwendungen, Kälte-/Wärmetherapie, Ergotherapie usw.)
- Ggf. komplementärmedizinische Verfahren (Nährstofftherapien – v.a. PEA, Fettsäuren, naturheilkundliche Maßnahmen)
Ob die Nervenfunktionen wieder vollständig herbeigeführt werden können, hängt v.a. vom Grad der Schädigung ab. Nach einer Behandlung mit Taxanen ist häufiger, bei bis zu 70 % der Betroffenen, eine Linderung der Beschwerden berichtet worden. Schädigungen durch Platinderivate sind oft irreversibel, also nicht umkehrbar.
Zu einer schnelleren Besserung von Symptomen trägt auch das Eigenengagement bei. Regelmäßige Stimulation der geschädigten Nerven durch Übungen, eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung und eine gewisse Psychohygiene tragen zu einem nachhaltig besseren Umgang mit der Erkrankung und einer Symptomlinderung bei.
In der Regel bilden sich die meisten Symptome nach Absetzen der Akuttherapie zumindest anteilig zurück. Manche Betroffene berichten aber auch von einer zumindest zeitweiligen Verschlimmerung der Symptome. Ob die Patient*innen tatsächlich Langzeitfolgen davon tragen, wird erst nach ca. 9-12 Monaten nach Therapieende ersichtlich.
WIE WIRD DIE CHEMOTHERAPIE INDUZIERTE POLYNEUROPATHIE BEHANDELT?
In der Regel sind Onkolog*innen Ihre ersten Ansprechpartner*innen, treten Symptome einer Polyneuropathie auf. Versäumen Sie es jedoch nicht, auch Neurolog*innen einzubeziehen. Sie haben oftmals umfassendere Erfahrungen mit Diagnose und Therapiemaßnahmen. Bei Krebspatient*innen steht zunächst eine symptomatische Therapie im Vordergrund. Eine ursächliche Therapie sähe es vor, den Auslöser zu eliminieren oder zu reduzieren. Da die Krebstherapie aber Priorität hat (sie hat den Status einer lebenserhaltenden Therapie!), sollte diese nur in Ausnahmefällen aufgrund der polyneuropathischen Beschwerden abgebrochen oder modifiziert werden. In der symptomatischen Therapie haben sich Medikamente wie Amitriptylin und Duloxetin (Antidepressiva) sowie Antikonvulsiva (krampflösende Medikamente) wie Pregabalin oder Gabapentin bewährt. Ergänzend zeigen gerade bei Krebspatient*innen auch komplementärmedizinische Verfahren gute Ergebnisse (Akupunktur, manuelle und Nährstofftherapien, u.a.). Mögliche weitere Behandlungsmöglichkeiten können Sie auch unter „Was ist Polyneuropathie“ finden.
KANN ICH EINER POLYNEUROPATHIE DURCH CHEMOTHERAPIE VORBEUGEN?
Hilfreich ist es, sowohl vorbeugend, als auch begleitend zur Therapie, die Nervenzellen gegen die toxischen Einflüsse der Chemo- oder Strahlentherapie zu schützen und zu stärken. Die Nervenzellmembran ist das größte Schutzschild. Sie besteht hauptsächlich aus Lipiden (Fettsäuren). Omega-3- und andere Fettsäuren sind ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden Zellmembran. Je besser diese ausgebildet ist, um so stärker ist die Nervenzelle also geschützt. Hier erfahren Sie mehr zu Polyneuropathie und Omega-3.
Gleichzeitig sorgen die entstandenen Entzündungen für eine immense Überforderung unseres Immunsystems. Auch dieses benötigt für die Selbstheilungskräfte und zum Selbstschutz Stärkung – zum Beispiel durch PEA. PEA (Palmitoylethanolamid) gilt als körpereigenes Schmerzmittel mit entzündungshemmender Wirkung. Bei Polyneuropathien im Zuge von Krebstherapien sind die eigenen PEA-Vorräte aber meist aufgebraucht, sodass diese von außen zugeführt werden müssen, um das Immunsystem entsprechend zu unterstützen.
Standardmaßnahmen zum Schutz der Nerven sind darüber hinaus Kühlakkus und Kompressionsstrümpfe, mit denen verhindert werden soll, dass die Chemikalien allzu tief ins Nervengewebe eindringen. Zu beachten ist allerdings, dass die Schutzwirkung nachlässt, sobald die Kühlung unterbrochen wird bzw. die Kompressionsstrümpfe abgelegt werden.
ZUSAMMENFASSUNG UND EEMPFEHLUNGEN
Die Nebenwirkungen von Krebstherapien können auch Polyneuropathien umfassen. Die Intensität und Art der Beschwerden hängt von Therapiedauer und Medikamentendosis ab sowie von Vorerkrankungen und weiteren Risikofaktoren. Die Behandlung sieht standardmäßig die Anwendung entsprechender Medikamente vor und wird oft ergänzt durch komplementärmedizinische Maßnahmen. Wichtig zum Schutz geschädigter Nervenzellen sind vor allem Fettsäuren, die die Zellmembran stärken und ein natürliches Schutzschild gegen toxische Einflüsse bilden. Die Redaktion empfiehlt die OnLife® -Produkte, die für die Bedürfnisse krebstherapeutisch beanspruchter Nervenzellen optimiert sind. Erhalten Sie mit OnLife® wertvolle Nährstoffe, die die Erhaltung und Regenation Ihrer Nervenzellen unterstützen. Die Inhaltsstoffe setzen an der Stelle an, wo das Problem besteht: der Nervenzelle. Sie sind frei von Nebenwirkungen.

Quellen (in Auswahl):
Ewertz et al. 2015: Chemotherapy-induced peripheral neuropathy in patients treated with taxanes and platinum derivatives Acta Oncol 54, 587-591
Zaiss et al.: Improving Chemotherapy-Induced Peripheral Neuropathy in Patients with Breast or ColonCancer after End of (Neo)adjuvant Therapy: Results from the Observational Study STEFANO Oncol ResTreat, 2021; 44(11), 613-621.
Vass, A., Grisold, W. (2009): Chemotherapie-induzierte Neuropathien (CIN). Journal für Neurologie,Neurochirurgie und Psychiatrie, 10 (2), 44-47.
Yee, P. et al. (2010): A Role for Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acid Supplements in Diabetic Neuropathy,in: Investigative Ophthalmology & Visual Science, 51 (3).
Skaper S. D., et al. (2014). Palmitoylethanolamide, a naturally occurring disease-modifying agent inneuropathic pain. Inflammopharmacology 22, 79–94.