Was ist intermittierender Selbstkatheterismus (ISK)?

Was ist intermittierender Selbstkatheterismus (ISK)?

 

Der intermittierende Selbstkatheterismus (ISK) ist eine Methode, die es Dir ermöglicht, Deine Blase selbstständig und regelmäßig zu entleeren. Besonders für Menschen mit Blasenentleerungsstörungen ist der ISK eine bewährte, sichere und hygienische Lösung, um mehr Kontrolle über den Alltag zu gewinnen und Beschwerden wie Harnverhalt oder Inkontinenz effektiv zu managen.

 

In diesem Beitrag erfährst Du alles, was Du über den intermittierenden Selbstkatheterismus wissen musst, wie er funktioniert, welche Vorteile er gegenüber der Dauerkatheter-Versorgung bietet und wie Du den Selbstkatheterismus in Deinen Alltag integrieren kannst. Am Ende dieses Artikels wirst Du wissen, ob der ISK für Dich infrage kommt und wie Du mit unserer Unterstützung Deine individuelle Versorgung starten kannst.

 

Was bedeutet intermittierender Selbstkatheterismus?

 

Der intermittierende Selbstkatheterismus (ISK) beschreibt den Vorgang, bei dem Du mehrmals täglich einen Einmalkatheter verwendest, um Deine Blase vollständig zu entleeren. Ein Katheter ist ein dünnes, flexibles Röhrchen, das Du selbst in die Harnröhre einführst, um den Urin abzuleiten.

 

Der Begriff „intermittierend“ bedeutet, dass der Blasenkatheter nur vorübergehend genutzt und nach der Blasenentleerung sofort wieder entfernt wird. Der intermittierende Katheter unterscheidet sich damit vom Dauerkatheter, der über einen längeren Zeitraum im Körper verbleibt. Da der Einmalkatheter nur kurzzeitig verwendet wird, sinkt das Risiko für Infektionen und andere Komplikationen.

 

Für wen ist die Einmalkatheterisierung geeignet?

 

Der ISK ist für Menschen gedacht, die ihre Blase nicht mehr vollständig auf natürliche Weise entleeren können. Dies kann verschiedene Ursachen haben:

 

  • Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS),Querschnittslähmung oder Parkinson, die die Steuerung der Blasenmuskulatur beeinträchtigen.
  • Verletzungen des Nervensystems, die durch Unfälle oder Operationen verursacht wurden.
  • Chronische Erkrankungen wie Diabetes, die die Nervenfunktion der Blase beeinträchtigen.
  • Harnröhrenverengungen oder andere mechanische Hindernisse, die den Urinabfluss behindern.

 

Wenn Du Schwierigkeiten hast, Deine Blase vollständig zu entleeren, kann der intermittierende Selbstkatheterismus eine effektive und schonende Methode sein, um eine vollständige Blasenentleerung sicherzustellen und Dir gleichzeitig Kontrolle und Flexibilität zurückzugeben.

 

Wie funktioniert der intermittierende Selbstkatheterismus?

 

Der Vorgang des intermittierenden Selbstkatheterismus ist einfach und schnell erlernbar. Mit etwas Übung wird er zur Routine. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Du den ISK sicher und hygienisch durchführst:

 

1. Vorbereitung

Bevor Du den Blasenkatheter einführst, solltest Du Deine Hände gründlich waschen und, falls gewünscht, sterile Einweghandschuhe anziehen. Achte darauf, alle Utensilien wie den Einmalkatheter und gegebenenfalls ein Gleitmittel bereitzulegen. Manche Katheter sind bereits vorbefeuchtet und einsatzbereit.

 

2. Reinigung der Genitalien

Reinige Deine Genitalien gründlich mit einem antiseptischen Tuch oder einer sanften Reinigungslösung. Beim Blasenkatheter legen bei der Frau ist es wichtig, die Schamlippen vorsichtig auseinanderzuhalten und die Harnröhre zu reinigen. Bei Männern sollte die Vorhaut zurückgezogen und die Eichel gereinigt werden.

 

3. Einführen des Katheters

Setze Dich bequem auf die Toilette oder lege Dich entspannt hin. Führe den Blasenkatheter langsam und vorsichtig in die Harnröhre ein. Der Urin beginnt zu fließen, sobald der Katheter die Blase erreicht hat. Zur Orientierung: Bei Frauen ist die Harnröhre etwa 4-6 cm lang, bei Männern etwa 18-20 cm.

 

4. Blasenentleerung

Lass den Urin vollständig abfließen. Abgeleitet wird der Urin je nach Mobilität der Anwender entweder direkt in die Toilette oder in einen dafür vorgesehenen Urinbeutel. Für den zweiten Fall gibt es spezielle Einmalkatheter als Sets, die mit dem passenden Urinbeutel mitgeliefert werden.
Sobald der Urinfluss aufhört, kannst Du den Katheter langsam und vorsichtig entfernen. Achte darauf, den Einmalkatheter nicht zu schnell herauszuziehen, um Irritationen zu vermeiden.

 

5. Entsorgung des Einmalkatheters

Einmalkatheter werden nach der Verwendung entsorgt. Verwende einen hygienischen Entsorgungsbeutel oder entsorge den Katheter in einem geschlossenen Beutel direkt im Müll. Achte darauf, Deine Hände nach der Blasenkatheter-Nutzung erneut gründlich zu waschen. Solltest Du für die Blasenentleerung einen Urinbeutel verwenden, kannst Du diesen anschließend in die Toilette entleeren und gemeinsam mit dem Katheter entsorgen.

 

Warum intermittierender Selbstkatheterismus und keine anderen Methoden?

 

Es gibt verschiedene Gründe, warum der intermittierende Selbstkatheterismus gegenüber anderen Methoden der Blasenentleerung, wie dem Dauerkatheter, bevorzugt wird:

 

1. Reduziertes Infektionsrisiko: Da der Einmalkatheter nach jeder Anwendung entsorgt wird, ist die Wahrscheinlichkeit einer Harnwegsinfektion (UTI) geringer. Im Gegensatz dazu verbleibt der Dauerkatheter dauerhaft in der Harnröhre, was das Infektionsrisiko erhöht.

 

2. Komfort und Flexibilität: Der ISK bietet Dir mehr Freiheit und Kontrolle über Deine Blasenentleerung. Du kannst den Vorgang selbstständig durchführen und musst nicht dauerhaft einen Katheter tragen.

 

3. Hygienischer und einfacher im Alltag: Einmalkatheter sind leicht anzuwenden und lassen sich diskret mitführen, sodass Du auch unterwegs problemlos katheterisieren kannst. Es gibt spezielle kompakte Einmalkatheter, die besonders praktisch für unterwegs sind.

 

 

Vorteile des intermittierenden Selbstkatheterismus

 

Der ISK bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die ihn, sofern möglich, zur bevorzugten Methode der Blasenentleerung machen:

 

1. Erhalt der Blasenfunktion

Durch den regelmäßigen Gebrauch von Einmalkathetern kannst Du sicherstellen, dass Deine Blase vollständig entleert wird. Dies hilft, die Blasenfunktion zu erhalten und Komplikationen wie eine Überdehnung der Blase, Blasenentzündungen oder Blasensteine zu vermeiden.

 

2. Höhere Lebensqualität

Die Möglichkeit, den Blasenkatheter selbstständig anzuwenden, gibt Dir mehr Kontrolle und Unabhängigkeit. Du kannst den Zeitpunkt der Blasenentleerung selbst bestimmen und musst nicht auf medizinisches Personal angewiesen sein.

 

3. Diskretion und Komfort

Moderne Einmalkatheter sind so konzipiert, dass sie einfach zu handhaben und diskret zu transportieren sind. Dies macht es einfacher, die Katheterisierung in den Alltag zu integrieren, sei es zu Hause, bei der Arbeit oder auf Reisen.

 

4. Geringeres Risiko von Komplikationen

Im Vergleich zum Dauerkatheter treten bei der Verwendung von Einmalkathetern weniger Komplikationen wie Harnröhrenreizungen, Blasensteine oder Infektionen auf. Da der Katheter nur kurzzeitig verwendet wird, minimiert sich das Risiko von langfristigen Problemen.

 

Einmalkatheter: Welche Arten gibt es?

 

Es gibt verschiedene Arten von Einmalkathetern, die für den intermittierenden Selbstkatheterismus verwendet werden können. Hier sind einige der üblichsten Blasenkatheter-Varianten:

 

  • Hydrophile Einmalkatheter: Diese Art Blasenkatheter ist mit einer wasseranziehenden Beschichtung versehen, die das Einführen erleichtert. Sie müssen vor der Anwendung nur kurz in Wasser eingelegt oder mit einem speziellen Gleitmittel versehen werden.
  • Trockenkatheter: Diese Katheter sind vorbefeuchtet und sofort einsatzbereit. Sie bieten eine schnelle und einfache Anwendung, ohne dass zusätzliches Gleitmittel benötigt wird.
  • Kompakte Katheter: Besonders diskrete und platzsparende Blasenkatheter, die sich leicht transportieren lassen und ideal für den Einsatz unterwegs sind. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an modernen Produkten, die speziell für die Katheterisierung unterwegs entwickelt wurden.

 

Die Wahl des richtigen Katheters hängt von Deinen persönlichen Bedürfnissen ab. Unsere Experten beraten Dich gerne und helfen Dir, den passenden Katheter für Dich zu finden.

 

 

Selbstkatheterisierung: Worauf solltest Du achten?

 

Es gibt einige wichtige Aspekte, die Du beachten solltest, um den ISK sicher und angenehm in Deinen Alltag zu integrieren:

 

1. Hygiene

Die Einhaltung von Hygienemaßnahmen ist entscheidend, um Infektionen zu vermeiden. Wasche Deine Hände gründlich und reinige die Genitalien, bevor Du den Blasenkatheter anwendest. Auch die Verwendung von sterilem Gleitmittel oder hydrophilen Kathetern kann helfen, die Anwendung zu erleichtern und das Risiko von Infektionen zu verringern.

 

2. Regelmäßige Anwendung

Der ISK sollte regelmäßig durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass Deine Blase vollständig entleert wird. Dies hilft, Komplikationen wie Harnwegsinfektionen, Überdehnungen der Blase oder Blasensteine zu vermeiden. In der Regel wird die Selbstkatheterisierung von Betroffenen 4–6-mal am Tag durchgeführt. Die tatsächliche Häufigkeit kann jedoch noch von anderen individuellen Faktoren, wie z.B. der Flüssigkeitszufuhr, der Blasenkapazität oder medizinischen Voraussetzungen abhängen.

 

3. Fachliche Unterstützung

Es ist wichtig, dass Du Deinen Arzt oder Pflegefachkraft Deines Homecare-Anbieters regelmäßig konsultierst, um sicherzustellen, dass die Selbstkatheterisierung richtig durchgeführt wird und dass der verwendete Blasenkatheter gut für Dich geeignet ist. Dein Arzt kann Dir auch dabei helfen, mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

 

 

Du wünschst Dir eine individuelle Beratung zu Deinen Möglichkeiten?

 

Mit fundierter jahrelanger Erfahrung in der Versorgung von ISK-Patient:innen stehen Dir unsere Pflegeexpertinnen gerne zur Seite, um mit Dir gemeinsam sinnvolle Möglichkeiten zur Einmalkatheterisierung zu besprechen und Dich zu den verschiedenen Arten von Blasenkathetern und deren Anwendung zu beraten.

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